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Klopp

Geschichte:

Ältere Erwähnungen von Befestigungen des 8./9. Jhs. (castrum Pingiense, castellum Pingense) beziehen sich offensichtlich auf die 1999 nachgewiesenen Mauern des spätrömischen Kastells aus dem früheren 4. Jh. in der Altstadt.
Baubeginn der Burg Klopp ist vermutlich in den 1240er Jahren (1239 wird noch das Haus eines Kanonikers "in Clope" erwähnt), die - als höchster Punkt - in den halbkreisförmig verlaufenden Stadtmauerbering einbezogen wird (Ansichten, nach denen Burg Klopp bereits 1105 überliefert sei, sind unzureichend belegt). Der Bau unter dem Mainzer Erzb. Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) erfolgte somit während der gerade im Mittelrheingebiet ausgetragenen militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof und den Staufern ("staufischer Endkampf" 1241-1249) und diente der Sicherung der mainzischen Territorial- und Zollpolitik jener Zeit.
Seit 1277 häufen sich die Aufnahmen von Burgmännern, 1282 wird erstmals der Name Klopp genannt ("in castro opidi pingwensis, quod Clopp rocatur"). Belagerung von Stadt und Burg (castrum forte in lapide) im Zollkrieg König Albrechts I. von Habsburg (1298-1308) vom 13.08. bis 26.09.1301, wobei Bliden, zwei Belagerungsmaschinen ("Katze" und "Krebs") und ein Belagerungsturm ("Ebenhoch") eingesetzt werden. Bei der Verteidigung der Burg gingen deren Holzgebäude in Flammen auf, so dass man sich in den Bergfried zurückziehen musste, bevor man kapitulierte. Im Frieden von Speyer 21.03.1302 mussten u. a. Burg und Stadt Bingen für 5 Jahre als Pfand an den König ausgeliefert werden, der Gottfried von Hohenlohe-Brauneck als Pfandverwalter mit Sitz auf Burg Klopp einsetzte. Erst 1308 kehrte Burg Klopp wieder in mainzischen Besitz zurück.
In der 2. Hälfte des 13. und im 14. Jh. diente die Burg häufiger als Nebenresidenz der Mainzer Erzbischöfe. Seit 1343 werden Amtmänner in Bingen erwähnt, die ihren Sitz auf der Burg hatten. Durch Tausch mit anderen Gütern gehen Stadt und Burg Bingen 1424 zur Hälfte, 1438 vollständig in den Besitz des Mainzer Domkapitels über, deren aus dem Kreis der Domstiftsherren gewählter Amtmann seitdem auf Burg Klopp residiert (bis 1636). Die Burg diente in Kriegszeiten gelegentlich der Aufbewahrung von Zolleinnahmen von Niederlahnstein und Ehrenfels. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und 1688/89 wurde Burg Klopp, in der 1711 nochmals eine mainzische Besatzung lag, spätestens 1713 von dieser selbst gesprengt, um das Festsetzen feindlicher Truppen zu verhindern, und war seitdem Ruine.
Um 1800 Verkauf der Ruine aus französischem Nationalgut an den Notar Hermann Faber. 1840 Erwerb durch Gustav Johann Fr. von Mengden, der den Wiederaufbau im "byzantinischen Stil" plante. Die Burg wurde jedoch 1853 an den Kölner Kaufmann Ludwig Maria Cron veräußert. Von 1880 bis 1888 war sie dann im Besitz des Kölner Regierungsassessor Max Allert, von 1889 bis 1897 gehörte sie dem Berliner Bankier Joseph Rosenthal. Seit 1897 war Burg Klopp Sitz der Stadtverwaltung und Wohnung des Bürgermeisters. Noch heute ist hier die Stadtverwaltung untergebracht; im Bergfried befand sich von 1898 bis 2005 die städtische Altertumssammlung. (Horst Wolfgang Böhme)

Bauentwicklung:

Burg Klopp wurde offenbar zwischen 1240 und 1249 errichtet. 1451 wird erstmals der Bau einer Burgkapelle erwähnt. 1466 finden Verstärkungen der stadtseitigen Burgmauer durch einen Zwinger statt. 1472 wird ein Büchsenmeister genannt (Ausrüstung mit Geschützen). 1473 erfolgt eine Vertiefung des Brunnens bis in den Felsen (Tiefe ca. 52 m, Schachtdm. 3,50 m) 1510 sind weitere Arbeiten am Burgbrunnen unter Leitung von Mathis Neidhardt gen. Grünwald bekannt.
Während des 30jährigen Krieges wurde Burg Klopp 1635/36 so stark beschädigt, dass der geflüchtete Amtmann 1636 nicht auf die Burg zurückkehren konnte (seitdem residierte er im 1587 gebauten Amtshaus in der Stadt). 1639/53 Beseitigung von Kriegsschäden und Wiederherstellung der Burg. Am 4.6.1689 werden Burg und Stadt Bingen in Brand gesteckt, die Nahe-Brücke gesprengt, anschließend fand eine notdürftige Reparatur der Schäden statt. Erst 1711/12 findet Burg Klopp ihr endgültiges Ende, als sie von der mainzischen Besatzung gesprengt wird, um das Festsetzen feindlicher Truppen zu verhindern.
1853 Ankauf der Ruine durch den Kölner Kaufmann Ludwig Maria Cron, der bis 1855 das Torhaus und die Brücke neu errichtete, den Brunnen freilegte und den Bergfried bis auf 125 Fuß (= 37,5 m) wieder aufbaute (völlige Ergänzung der oberen Stockwerke!), wobei der zinnenbekränzte Wehrgang und die Ecktürmchen im "rheinischen Burgenstil" frei ergänzt wurden. 1875-1879 erfolgte der Neubau des zweiflügeligen Herrenhauses über alten Grundmauern (des Palas ?) durch den Binger Architekten Eberhard Scherr. Nach schweren Kriegsschäden im Jahre 1944 wurde 1952/53 ein Wiederaufbau durchgeführt. (Horst Wolfgang Böhme)

Baubeschreibung:

Die ca. 90 x 50 m große, lang gestreckte, polygonale Anlage war im Südosten durch einen tiefen, fast 20 m breiten Halsgraben (im Verlauf des weiterführenden Stadtmauergrabens) vom leicht abfallenden Vorgelände des Schlossberges abgetrennt. Über den Halsgraben führte ursprünglich keine Brücke wie heute. Der Zugang zur Burg erfolgte einst seitlich an der Südostecke von der Stadt aus.
Ältere Ansichten der Burg (Gottfried Maskopp 1577, um 1620 Daniel Meißner, Wenzel Hollar 1635/36, Matthias Merian 1646) zeigen einen hohen, mehrteiligen, geschlossenen Baukomplex (mit zwei vorspringenden Rundtürmen), der von dem quadratischen Bergfried (10,6 x 10,8 m; steiles Firstwalmdach mit Brustwehr und vier kleinen Ecktürmchen) deutlich überragt wird. An der Ostseite ist eine niedrige Bollwerksmauer vorgelagert, die in Verbindung mit drei kleinen Türmchen den Eingang der Burg schützt. Nach den schweren Zerstörungen von 1689 und 1711/12 ist von der ursprünglichen Bausubstanz nur wenig erhalten geblieben (u. a. Teile der Ringmauer und die beiden untersten Geschosse des Bergfriedes). Der 1853-55 wiederaufgebaute quadratische Bergfried aus Bruchsteinmauerwerk ist heute ca. 37,5 m hoch. Im Burghof befindet sich ein Brunnen (Dm. 3,5 m, Tiefe 52 m), der diese Dimension wahrscheinlich erst im späteren 15. und frühen 16. Jh. erhielt. Die vor allem im Süden erhaltene Ringmauer aus Bruchsteinen und mit Bogenfries stammt vermutlich erst aus dem 14. Jh. (nach der Zerstörung von 1301?). (Horst Wolfgang Böhme).