Das Gebück im Rheingau

Dieses seit dem 14. Jahrhundert nachweisbare (1347 „Hecken“), möglicherweise auch ältere Gebück bestand im Wesentlichen aus einem ca. 50 Meter breiten Bewuchsstreifen, der aus eng gesetzten Hain- oder Rotbuchen gebildet wurde. Deren junge Triebe wurden zum Boden herabgebogen („gebückt“) und miteinander verflochten, so dass ein undurchdringliches natürliches Hindernis entstand. Jedem Ort im Rheingau war ein bestimmter Abschnitt des Gebücks zur alljährlichen Pflege zugeteilt. 

Gebück, Karte von Cohausen
Der Verlauf des Gebücks, das den Rheingau auf ca. 36 Kilometer Länge umzog, gliederte sich in drei Teile:
Die Ostgrenze bildete die von den Taunushöhen herabfließende Walluf.
Der Hauptteil des Gebücks verlief im Norden entlang des Taunuskamms (Renn- oder Höhenweg), diesem ein wenig nördlich vorgelagert.
Der dritte Teil zog sich vom Bordekreuz auf der Taunushöhe hinunter zum Wispertal, durchquerte dieses nahe der Burg Rheinberg, kreuzte zwischen den Burgen Waldeck und Sauerburg das Sauertal, um schließlich zwischen Lorchhausen und Kaub an den Rhein zu führen.
An Straßendurchlässen (z. B. Hauser Bollwerk) und besonders gefährdeten Stellen war das Gebück zusätzlich durch Schanzen und Bollwerke gesichert (z. B. Bollwerk Bossenhahn, Schanze am Sauerwasserpfad). Insbesondere die Ostgrenze im Walluftal wurde seit dem 15. Jahrhundert durch befestigte Tore (z. B. an der Klingenpforte (s. u.), am Kloster Tiefenthal und in Neudorf) sowie an ihrem Unterlauf durch eine Kette massiver Bollwerke geschützt, die in ca. 300 Meter Abstand zueinander lagen (z. B. Molkenborn, „Backofen“ bei Niederwalluf) (s. u.). Teilweise war hier ein Graben („Landgraben“) vorgelagert. 
Insgesamt sicherte das Rheingauer Gebück den Rheingau nicht nur militärisch, sondern es konnte auch der Verkehr und somit der Handel an der Außengrenze des Rheingaus genau kontrolliert werden. 

Klingenpforte und Backofen, aus: Dokumentation EBI