EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Werl, kurkölnische Landesburg

Geschichte:

Der am mittleren Hellweg gelegene Ort Werl erlangte nicht zuletzt durch seine ergiebigen Solequellen bereits zu einem frühen Zeitpunkt erhebliche Bedeutung. Im 10. Jahrhundert ist dort eine bedeutende Dynastenfamilie bezeugt, die über einen Herrschaftsmittelpunkt in Meschede verfügte und im 10. Jahrhundert in den Besitz von Werl gelangte. Dort entstand eine bislang noch nicht eindeutig lokalisierte Burg (vgl. Werl, Burg der Grafen von Werl) sowie eine Kirche (St. Walburga). Seit 1024 führte die Familie den Namenszusatz "von Werl". Ende des 11. Jahrhunderts erfolgte die Verlegung des Machtschwerpunkts nach Arnsberg.
Die Erzbischöfe von Köln konnten sich im Zuge der territorialen Durchdringung des Hellwegraumes im 13. Jahrhundert in Werl durchsetzen. Sehr wahrscheinlich verlieh bereits der Erzbischof Engelbert von Berg (reg. 1216-1225) dem Ort Werl Stadtrechte. Abgesehen von einer bürgerlichen Siedlung entstand eine Burgmannensiedlung. Im Spätmittelalter erlangte nach der Soester Fehde Werl eine herausragende Bedeutung als Grenzstützpunkt des rheinischen Erzststifts. Die herausragende Stellung Werls im Rahmen der erzstiftischen Politik wurde u. a. durch die Verlegung des Offizialgerichts für den westlichen Teil der Kölner Diözese von Arnsberg nach Werl zwischen 1478 und 1483 sowie die Anlage einer Landesburg unterstrichen.
1515 wurde nach einem Aufruhr gegen die Herrschaft des Kölner Erzbischofs die Stadt Werl gezwungen, ein Stadttor dem Kurfürsten zur Anlage einer neuen Burg zu überlassen. Von 1519 bis 1522 wurde diese Burg an der Stelle der älteren Barspforte gebaut und blieb bis 1803 in Kölner Besitz. Ein Amtmann residierte ständig im Schloss, der Erzbischof weilte häufig zu kurzen Besuchen dort. Im 30jährigen Krieg lagen mehrfach wechselnde Besatzungen im Schloss. 1636 wurde es stark unter Beschuss genommen. Die endgültige Zerstörung durch Artillerieeinwirkung erfolgte 1761 im Siebenjährigen Krieg. Von 1825 bis 1828 wurde es mit Ausnahme des nordöstlichen Turms abgebrochen. Nach mehrfachem Besitzerwechsel, in dessen Folge u. a. eine Brauerei in den Kellern eingerichtet wurde, befindet sich das Gelände heute im Besitz des Ursulinenordens. Ein Teil des Burgareals ist durch ein Gymnasium überbaut. Der große Raum im Turm wird von Zeit zu Zeit für schulische Veranstaltungen genutzt. (Stefan Eismann, Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Eine baugeschichtliche Untersuchung zur spätmittelalterlichen Landesburg der Kölner Erzbischöfe in Werl steht noch aus. 1685 wird eine Schlosskapelle erwähnt. 1688 wird das Schloss neu befestigt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Beschreibung des Schlosses fußt auf alten Abbildungen, insbesondere einem Stich von Merian aus dem Jahr 1647, und Untersuchungen eines Heimatforschers.
Das nahezu quadratische Schloss mit ca. 50 m Seitenlänge besass an den vier Ecken runde Türme. An den südöstlichen, bollwerkartigen Turm schloss die Stadtmauer an. Die beiden westlichen Türme waren mit Helmen bedeckt. Der als Ruine erhaltene nordöstliche Turm besaß den deutlich größten Durchmesser, sein Untergeschoss diente wahrscheinlich als Gefängnis.Vor den Mauern befanden sich im Westen, Süden und Norden steinerne Ravelins. Die gesamte Anlage war von einem Graben umgeben. Ein wohl zweigeschossiges, zweischiffig gewölbtes Wohnhaus mit sehr mächtigen Außenmauern war an die Südwand angelehnt. Im westlichen Teil der nördlichen Außenmauer befand sich ein niedriger Unterstand mit Geschützpforten. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Beim Bau einer Turnhalle wurde Keramik ab dem 14. Jh. geborgen. 1976 wurde eine unterirdische Kanalisationsanlage untersucht. (Stefan Eismann)