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Heimburg

Geschichte:

Die oberhalb des historischen Ortskerns von Niederheimbach gelegene Heimburg zählt zu den erzbischöflich-mainzischen Landesburgen des unteren Mittelrheintals. Sehr wahrscheinlich entstand die Anlage als Reaktion auf die 1290 erfolgte widerrechtliche Aneignung der Burgen Sooneck und Reichenstein durch die Pfalzgrafen. Nach dem Erwerb des Geländes des Klosters Aulhausen durch den Mainzer Erzbischof Gerhard von Eppstein begann der Bau der Burg 1295 und gelangte offensichtlich 1305 zum Abschluss. Von weiteren baulichen Aktivitäten unter dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg in seiner Funktion als Administrator des Erzstifts Mainz berichtet eine Baukostenabrechnung aus den Jahren 1326-1328, für die der Ritter Simon von Rüdesheim verantwortlich zeichnete, der offenbar die Baumaßnahmen beaufsichtigte. Im 14. Jh. waren u. a. Mitglieder der niederadeligen Familie der Marschall von Waldeck als Funktionsträger der Mainzer Erzbischöfe auf der Burg ansässig. In der Folgezeit diente die Heimburg als Sitz eines Mainzer Untergerichts und wurde von einem Amtmann des Domkapitels verwaltet. In der 2. Hälfte des 15. Jhs. unter dem Mainzer Erzbischof Dieter von Isenburg verstärkte man die Befestigungsanlagen der Burg nochmals. Beschädigungen und Zerstörungen erlitt die Burg im Dreißigjährigen Krieg sowie im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/89). Nach ihrer Zerstörung Ende des 17. Jhs. blieb die Burg Ruine. Das Burgareal wurde in Erbpacht vergeben und die Ruine 1787 an den Niederheimbacher Bürger Jakob Mertes verlehnt. Infolge der Ausbeutung als Steinbruch wurde der Baubestand der Burg reduziert. Im 19. Jh. wechselten häufig die Besitzer der Anlage. 1866-68 ließ der Rittergutsbesitzer Freiherr von Wackerbarth die Heimburg durch den Kreisbaumeister Frank aus St. Goar wiederherstellen. Als Eigentümer folgen ihm die Gräfin Reichenberg-Mellin und Baron von Öttingen, der Fabrikant Eduard Rebeneck, der weitere bauliche Veränderungen vornehmen ließ. 1888/89 entstand der Mittelbau. 1898-1920 befand sich die Heimburg im Besitz des Großindustriellen Robert Meiser, Direktor einer Bergbaugesellschaft, der eine Mühle hinzu kaufte und dort 1910 ein Gasthaus einrichtete. 1920 gelangte die Heimburg an Nora Dunlop und den Großindustriellen Hugo Stinnes (Hugo Stinnes GmbH Heimburg). Bis 1965 verblieb die Anlage in Familienbesitz, heute ist sie ebenfalls Privatbesitz. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Ungeachtet der baulichen Veränderungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh. ist der mittelalterliche Baubestand der Burg recht gut erkennbar. Über einem annähernd quadratischen Grundriss entstand die gotische Kernburg. Im Wesentlichen bleiben drei Seiten der Umfassungsmauern erhalten. Die südwestliche Angriffsseite deckt eine leicht gebogene Schildmauer, die von zwei Rundtürmen flankiert wird, von denen der südliche als Bergfried (8,5 m Dm u. 25 m Höhe) ausgebildet ist. Im Inneren des Turmes haben sich Gewölbeansätze und Konsolsteine erhalten. Von den Ecken der Türme ziehen die ebenfalls leicht nach außen gekrümmten Ringmauerabschnitte in Richtung des Rheintals. Deutlich erkennbar sind Reste von Zinnen sowie schmale Schießscharten, die in das 14. Jh. datieren. Ursprünglich erfolgte der Zugang zur Burg von Südwesten. Die heutigen Parzellengrenzen markieren die Lage des Zwingers. Der einheitlich wirkende Ausbau in neugotischen Formen umfasst zwei winkelförmig zusammengefasste Bruchsteinflügel mit Zinnenkranz über Rundbogenfries. Die Fassade weist Rechteckfenster auf. 1868 entstand über einem tonnengewölbten mittelalterlichen Keller der zweigeschossige Rheinflügel, dessen Fassade durch Ecktürmchen belebt wird. Aussichtsterrasse und Standerker sind eine Zutat der 1920er Jahre. 1888 wurde der dreigeschossige Ostflügel (Mittelbau) ausgeführt. Das Parterre öffnet sich in spitzbogigen Arkaden. Zum Burghof leitet ein achteckiger kuppelgewölbter Raum über. Das Ende der nordwestlichen Ringmauer krönt ein Belvederetürmchen. Im Hof befindet sich ein neugotischer Brunnen aus Sandstein. Im Bereich des ehemaligen Zwingers liegt das Verwalterhaus, ein kubischer, von Zinnen gekrönter Bau mit Wintergarten. Über eine steinerne Bogenbrücke, die sich über den Halsgraben spannt, erreicht man den Zugang im Südwesten der Anlage. Südlich der Burg liegt die 1924-1927 aufgeführte Burggärtnerei. Errichtet wurde die geschlossene Baugruppe im neugotischen Stil. Ursprünglich schloss sich an die Ringmauer der Burg die Ortsbefestigung an, von der sich im historischen Ortskern von Niederheimbach noch geringe Reste erhalten haben. (Jens Friedhoff)