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Groß Thun, Schwedenschanze

Geschichte:

Die "Schwedenschanze" ist nach den Ausgrabungsergebnissen die älteste mittelalterliche Burganlage zwischen Rhein und Elbe. Nach einem Dendrodatum aus der Wallbasis wurde sie um 674 errichtet und war bis zum Anfang des 10. Jhs. in Benutzung. Ihre damalige Aufgabe korrespondiert mit der Errichtung einer ersten Burg auf dem Spiegelberg in Stade, so dass hier möglicherweise ein Zusammenhang besteht. Ihre ursprüngliche Rolle könnte die des Sitzes eines Oberhauptes eines sächsischen Kleinstammes verbunden mit einer zentralörtlichen Funktion gewesen sein. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Nach der Errichtung der Wallkonstruktion hat im 8. Jh. laut den Dendrodaten mindestens eine Ausbauphase stattgefunden, auch die Sodenschichtung zeigt Anzeichen einer Zweiphasigkeit. Die Uferrandbefestigung ist ebenfalls erst in der Mitte des 8. Jhs. angelegt worden. Um 800 scheint laut den Dendrodaten ein weiterer Ausbau stattgefunden zu haben, evtl. im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen Karls des Großen. Das jüngste Bauholz aus der Schwedenschanze stammt von 928/29. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Befestigung liegt auf einer gegenüber der Umgebung ein wenig überhöhten Sandinsel auf dem rechten Ufer der Schwingeniederung. Sie besteht aus einem ovalen Ringwall von etwa 170 x 100 m Größe. Auf der Südwestseite befindet sich eine etwa 30-40 m breite, rezente Unterbrechung im Wall. Der Wall ist heute noch bis 5,5 m hoch erhalten. Seine Basisbreite beträgt im Westen ca. 20 m und im Osten ca. 30 m. Die Holz-Erde-Konstruktion ist auf der Wallkrone mit einer Palisade versehen und mit Grassodenlagen abgedeckt gewesen. Der Aufbau des Walls folgt einem komplizierten Prinzip. Auf den anstehenden Flusssand wurde zunächst eine Humusschicht aufgebracht. Darauf kamen Holzpakete, die innen und außen dem Wallverlauf folgten. In der Mitte hingegen lagen sie rechtwinklig dazu, stiegen nach innen an und waren mit dem inneren Holzpaket zu einer konstruktiven Einheit verbunden. Die Innenseite des Walles wurde von einer mehrlagigen Steinsetzung aus unbearbeiteten Granitfindlingen begleitet. Die Außenseite wurde aus einer Palisade von leicht schräg angebrachten Hölzern gebildet und mit Raseneisenerzsteinen verkleidet. Außerhalb des Walles wurden an der Schwinge zwei Uferrandbefestigungen von 2,5 m Breite festgestellt. Diese nahmen nur ein Teilstück des Uferbereichs vor dem Wall ein, auch werden sie von einer Kastenkonstruktion unterbrochen, die ein Turmfundament darstellen könnte.
Im Innenbereich wurden Siedlungs- und Pfostengruben sowie Öfen und Feuerstellen ergraben. Es fehlen jegliche Hinweise auf eine gewaltsame Zerstörung der Anlage. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Begehungen 1996
Ausgrabung 2005-2010, 2013 mit Keramik des 7. - 9./10. Jhs.
Ausgrabung 2016 in der Vorburgsiedlung